Kernaussage: Man kann unterscheiden: "Respekt ohne Bewertung" (gilt für alle Menschen), "Respekt mit Bewertung" und Wertschätzung.
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Respekt: Respekt ohne Bewertung und Respekt mit Bewertung (Darwall, S. L. (1977). Two Kinds of Respect. Ethics, 88: 36–49). Die "Idee, dass alle Personen mit Respekt behandelt werden sollten einfach, weil sie Menschen sind", ist Respekt ohne Bewertung. Respekt mit Bewertung ist, wenn wir jemanden respektieren, weil er oder sie eine besondere Fähigkeit oder Eigenschaft hat.
(siehe auf Learn-Study-Work "Was ist Respekt?").
Eine KI sagt: Respekt bezieht sich auf die Achtung für eine Person, unabhängig von ihren Handlungen oder Eigenschaften. Wertschätzung bezieht sich auf die positive Bewertung von Eigenschaften, Leistungen und Handlungen einer Person.
Diese Sichweise von Wertschätzung (mit Bewertung) entspricht mehr dem Respekt mit Bewertung:
Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Respekt: Respekt ohne Bewertung und Respekt mit Bewertung (Darwall, S. L. (1977). Two Kinds of Respect. Ethics, 88: 36–49). Die "Idee, dass alle Personen mit Respekt behandelt werden sollten einfach, weil sie Menschen sind", ist Respekt ohne Bewertung. Respekt mit Bewertung ist, wenn wir jemanden respektieren, weil er oder sie eine besondere Fähigkeit oder Eigenschaft hat.
"Respekt mit Bewertung ... kann mit (einigen) negativen Beurteilungen einer Person oder ihrer Eigenschaften koexistieren ... Wir können die Ehrlichkeit einer Person schätzen, obwohl wir sie für faul halten, ... wir können eine Person als exzellenten ... Zimmermann respektieren und sie dennoch nicht als moralisches Vorbild ansehen.(siehe https://plato.stanford.edu/entries/respect, 12.08.21).
Aus dieser Sichtweise von Wertschätzung mit Bewertung lässt sich das Folgende ableiten:
"Ich muss nicht alles gut finden, was Kollegen machen, aber die Art und Weise, wie ich damit umgehe, ist es, was Respekt [ohne Bewertung] ausdrückt. ... Wenn man diesen respektvollen Umgang nun von Wertschätzung abgrenzen möchte, fällt auf, dass Wertschätzung eine positivere Einfärbung hat. Hier geht es darum, positives Feedback zu geben ... Sie müssen, um wertschätzend zu sein, nicht lächelnd und lobend von Schreibtisch zu Schreibtisch gehen. ... Ich kann niemanden für etwas loben, was nicht gut war. ... Wertschätzung ist dann am leichtesten, wenn tatsächlich auch Wert vorhanden ist, der geschätzt wird. Wertschätzung bezieht sich also auf Handlungen oder Verhaltensweisen. Respekt ist unabhängig von gezeigter Arbeitsleistung. Hier geht es um eine allgemeine Grundhaltung jeder Person gegenüber." (www.uni-muenster.de/OWMS/fileadmin/OWMs/Sonstiges/DBI_Interview_DE.pdf, 13.05.25)
Meiner Meinung nach gehören Grundhaltung und Verhalten immer zusammen. Die Haltung spiegelt sich im Verhalten wieder. Aus dem Verhalten einer Person kann auf seine Grundhaltung geschlossen werden. Dass sich jemand entgegengesetzt zu seiner Grundhaltung verhält, kann in Ausnahmesituationen geschehen, normal ist das aber nicht.
Anders als die Quellen oben beschreibt Wikipedia Wertschätzung so:
"Wertschätzung bezeichnet die positive Bewertung eines anderen Menschen. Sie gründet auf einer inneren allgemeinen Haltung anderen gegenüber. Wertschätzung betrifft einen Menschen als Ganzes, sein Wesen. Sie ist eher unabhängig von Taten oder Leistung, auch wenn solche die subjektive Einschätzung über eine Person und damit die Wertschätzung beeinflussen." (https://de.wikipedia.org/wiki/Wertsch%C3%A4tzung, 13.05.25)
Nicht Taten oder Leistung sollen positiv bewertet werden, sondern die Persönlichkeit/der Charakter eines Menschen. Das folgere ich aus den Worten "als Ganzes, sein Wesen". Wahrscheinlich ist damit aber die Würde der Menschen gemeint, was dem "Respekt ohne Bewertung" entsprechen würde. Aber ehrlich gesagt, verstehe ich die Aussage von Wikipedia nicht.
Als Kompromiss kann diese Definition für Wertschätzung dienen:
"Wertschätzung ist ... eine Haltung, die sich in einer wohlwollenden Lenkung der Aufmerksamkeit auf positive Aspekte des Gegenübers zeigt. ... Anerkennung ist demnach der Oberbegriff für Wertschätzung, Lob und Dank. ... Sie umfasst eine wertschätzende Haltung und ein wertschätzendes Verhalten als Ausdruck eben dieser Haltung." (Matyssek, A. K. (2011). Wertschätzung im Betrieb: Impulse für eine gesündere Unternehmenskultur. BoD–Books on Demand, S. 13-14)
"Respekt und Wertschätzung zählen zu den wichtigsten Motivationsfaktoren im Arbeitsalltag. Wertschätzung ist außerdem eines der kostengünstigsten und einfachsten Mittel zur Mitarbeiterbindung und wirkt sich auf die Gesundheit, das Engagement und die Produktivität der Mitarbeiter absolut positiv aus. Zahlreiche aktuelle Studien belegen den nachhaltig positiven Einfluss einer wertschätzenden Unternehmenskultur auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Dabei muss eines klar sein: Wertschätzung hat nichts mit "Kuschelkurs" zu tun. Eine wertschätzende Unternehmenskultur zeichnet sich vielmehr dadurch aus, dass den Menschen im Unternehmen der Wert ihrer Leistung zu jeder Zeit bewusst ist ... (www.ihkakademie-sbh.de/weiterbildung/details/wertschaetzung-bringt-wertschoepfung-geringer-aufwand-grosse-wirkung_112032, 15.05.25)
Es gibt Menschen, die andere Menschen nie loben und andererseits Menschen, die andauernd loben. Ich bevorzuge Menschen, die mir ehrlich ihre Meinunng sagen, dann kann ich nicht verteidigen oder mich verbessern, wenn sie mich zu Unrecht oder zu Recht kritisieren. Wenn ich zu Recht gelobt werde, dann motiviert mich das natürlich.
Bei den zwei Arten von Respekt (s. o.) ist das relativ einfach zu sagen. Respekt ohne Bewertung erhalten alle Mitarbeiter (weil sie als Menschen eine Würde haben). Respekt mit Bewertung erhalten nur Mitarbeiter, die ihn verdienen.
"Eine Bewertung erfolgt immer mit Bezug auf qualitative Standards. Für ein und dieselbe Person können unterschiedliche Standards gelten. Daher ist Respekt mit Bewertung eine Frage des Grades, inwieweit die Person einen Standard erfüllt (wir können also jemanden mehr oder weniger respektieren und eine Person mehr respektieren als eine andere) ..." (https://plato.stanford.edu/entries/respect, 12.08.21)
Bezüglich dem Verhältnis von Respekt und Wertschätzung gibt es zwei extreme Möglichkeiten:
(Die dritte Möglichkeit Wertschätzung als Respekt ohne Bewertung anzusehen, kann ich für mich nicht gelten lassen. Ich respektiere alle Menschen und alle mögen positive Aspekte haben, aber als Ganzes bewerte ich nicht alle Menschen positiv. Es gibt auch sehr negative Menschen.)
Wie bei vielen anderen Dingen auch ist der Übergang zwischen den beiden Extremen fließend: Ein Mensch hat immer positive und negative Seiten. Trotzdem lassen sich die Menschen entsprechend ihrer Persönlichkeit in Gruppen unterteilen (wobei die Übergänge zwischen den Gruppen wieder fließend sind).
Bezüglich Menschen bei der Arbeit lassen sich diese Gruppen unterscheiden:
1. Menschen, die gewissenhaft arbeiten und ehrlich/bescheiden, verträglich und offen für Erfahrungen sind. Diese Menschen freuen sich, wenn sie gelobt werden, aber sie verändern deshalb nicht ihren Arbeitsstil.
Beispiel: Niemand lobt mich für die Texte hier auf meiner Webseite, aber ich schreibe trozdem weiter.
2. Menschen, die gerne wie die Menschen der ersten Gruppe arbeiten würden, aber weil sie nicht gelobt werden, sind sie enttäuscht. Durch Lob und Dank würden sie ihre Arbeitsleistung beträchtlich steigern.
Beispiel: "Nur 48 Prozent geben auf der Arbeit ihr Bestes ... 'An der großen Mehrheit der Ursachen, beispielsweise dürftige Führung, eine schlechte Firmenkultur sowie mangelnde Kommunikation oder Stress durch zu viel Arbeit, können Firmen arbeiten.'" (www.spiegel.de/karriere/motivation-im-job-nur-48-prozent-geben-ihr-bestes-auf-der-arbeit-a-ad418efd-c62c-4b1e-91cd-96161368edbe, 15.05.25)
3. Menschen, die hauptsächlich für ihre Karriere arbeiten und deshalb gute Leistungen erbringen. Lob freut sie, aber sie sind mehr an materiellen Vorteilen interessiert. Wenn es auf diese keine Aussichten mehr gibt, fahren sie ihre Leistung zurück und lassen sich durch Lob auch nicht mehr motivieren.
Beispiel: "Dinge, die zu intrinsischer Motivation führen können, sind ... ein bestimmtes Karriereziel, ... ausgeprägtes Statusdenken, besonderer Ehrgeiz ..." (www.stellenanzeigen.de/careeasy/mitarbeiter-motivieren-die-kunst-menschen-zu-bewegen-sde13874/, 15.05.25)
4. Menschen, die nach Bequemlichkeit streben. Wenn sie gelobt werden, dann denken sie, dass ihre Leistung vollkommen ausreichend ist.
Beispiel: "Faule Mitarbeiter finden sich leider wesentlich häufiger, als man vielleicht denkt. In aller Regel gelingt es diesen Menschen, sich erfolgreich vor der anfallenden Arbeit zu drücken oder sie auf Kollegen abzuwälzen." (https://praxistipps.focus.de/faule-mitarbeiter-das-koennen-sie-als-arbeitgeber-tun_150473, 15.05.25)
5. Menschen, die ihre Anerkennung dadurch erhalten, dass sie anderen Menschen schaden. Sie erbringen ihre Leistung, um nicht aufzufallen. Lob ermutigt sie nur, andere Menschen zu mobben.
Beispiel: "Im Jahr 2021 gaben 7 % der Befragten an, dass sie in den letzten 12 Monaten Mobbing, Schikane oder Gewalt ausgesetzt waren." (www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Qualitaet-Arbeit/Dimension-7/belaestigung-arbeitsplatzl.html, 15.05.25)
Wenn Mitarbeiter respektvoll behandelt und bei besonderen Leistungen gelobt werden, dann ist es fraglich, ob sie durch weitere Belobigungen (durch "noch größere Wertschätzung") ihre Leistung steigern werden. Es kann sein, dass durch übergroßes Lob und übergroße Dankbarkeit das Gegenteil eintritt:
"Zusammengefasst deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass das Ausdrücken von Dankbarkeit in wettbewerbsorientierten Interaktionen kostspielig sein kann: Menschen schließen daraus, dass dankbare Gesprächspartner nachsichtig sind, und sie sind daher eher geneigt, ihre Gesprächspartner für egoistische Zwecke auszunutzen. ... In fünf Studien ... haben wir ein einheitliches Ergebnismuster beobachtet: ... Personen, die mit Dankbarkeit ausdrückenden Gesprächspartnern interagieren, zeigen besonders häufig betrügerisches Verhalten, um mehr Geld für sich selbst herauzuholen. ... Dies sind unserem Wissen nach die ersten empirischen Befunde, die negative Ergebnisse im Zusammenhang mit Dankbarkeit aufzeigen." (Yip, J. A., Lee, K. K., Chan, C., & Brooks, A. W. (2018). Thanks for nothing: Expressing gratitude invites exploitation by competitors. Harvard Business School, S. 2 u. 26)
Egal welcher obigen Gruppe ein Mensch angehört, wir sollten ihn im Normalfall (wenn wir nicht schon sehr gut kennen) einmal loben (einmal freundlich sein) und dann beobachten, wie er reagiert. Reagiert er negativ, loben wir ihn nicht wieder. Das richtige Maß an Wertschätzung hängt ab von dem Menschen, mit dem wir es zu tun haben.
Jeder muss selber entscheiden, ob er Wertschätzung als Respekt mit Bewertung oder als darüber hinausgehende Wertschätzung ansieht.
Lesen Sie auf Learn-Study-Work: "Was ist Respekt", "Wie auf respektoses Verhalten reagieren?", "Wie lernen", "Wie studieren", "Aktives Lernen", "Wie Probleme lösen?", "Was ist Wissenschaft", "Wie einen guten verständlichen Text schreiben?", die "Gliederung" und "Einleitung" einer Bachelor- oder Masterarbeit
en français: "Qu'est-ce que le respect ?", "Comment réagir à un comportement irrespectueux ?", "Comment écrire un texte ?"
en español: "¿Qué es el respeto?", "¿Como responder a la falta de respeto?"
in italiano: "Cosa è il rispetto?", "Come reagire alla mancanza di rispetto?"
बंगाली बंगाली में: "সম্মান কি ?"