Kostenlose Weiterbildung "Analytisches und kreatives Denken", siehe Seminare.
Kernaussage: Eine wissenschaftliche Einleitung sagt klar und möglichst kurz, was in der Arbeit steht und warum sie gelesen werden sollte.
Eine Bachelor- oder Masterarbeit soll zeigen, dass die Studierenden "eine anspruchsvolle Fragestellung aus ihrem Fachgebiet selbstständig mit wissenschaftlichen Methoden" bearbeiten können (so ähnlich steht es in vielen Prüfungs- und Studienordnungen). Sie soll für die Studierenden ein Problem darstellen, zu dessen Lösung sie selber die richtigen Methoden finden und durchführen müssen.
Eine Bachelor- oder Masterarbeiten stellt die Vorstufe zu einer wissenschaftlichen Arbeit dar. Deshalb hat die ihre Einleitung prinzipiell den gleichen Aufbau wie eine wissenschaftliche Einleitung (z. B. die Einleitung einer Dissertation oder eines wissenschaftlichen Artikels).
Eine wissenschaftliche Arbeit ist in einem sachlichen Stil geschrieben, was auch für ihre Einleitung gilt. Sie soll das Interesse des Lesers wecken, indem sie klar und möglichst kurz die Wichtigkeit, das Ziel und die Vorgehensweise der Arbeit darstellt. Möglichst kurz bedeutet, dass alle notwendigen Angaben vorhanden sind, aber keine, auf die verzichtet werden kann. Anregende Zusätze (rhetorische Fragen, humorvolle Formulierungen, erläuternde Beispiele) sollten nur verwendet werden, wenn sie zu dem Thema der Arbeit passen.
1. Die Wichtigkeit der Arbeit
Eine wissenschaftliche Arbeit soll neue Erkenntnisse liefern und einen möglichst großen Nutzen haben (siehe auf Learn-Study-Work "Die wissenschaftlichen Anforderungen"). Dies ist der Fall, wenn die Arbeit mit neuen Erkenntnissen dazu beiträgt ein dringendes Problem zu lösen.
„Natürlich wird die wissenschaftliche Bedeutung davon bestimmt, wie unverzichtbar die neue Untersuchung ist.“ (Eco, Umberto (2005). Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt, Heidelberg: C. F. Müller)
Ein Nutzen setzt immer einen Bedarf voraus. Also beschreibt die Einleitung als erstes den Bedarf: Was ist das Problem, das diese Arbeit lösen will bzw. zu dessen Lösung sie beitragen will? Und warum ist es wichtig dieses Problem zu lösen?
Nur in den seltensten Fällen wird es einer wissenschaftlichen Arbeit allein gelingen, ein wichtiges Problem zu lösen. Wenn sich die Arbeit auf ein größeres Problem bezieht, dann wird sie nur einen speziellen Teil dieses Problems (ein Teilproblem) lösen können. In der Einleitung muss dieses spezielle Problem benannt und erklärt werden. Die Ableitung des speziellen von dem allgemeinen Problem ist nur notwendig, wenn diese nicht allen Lesern klar ist.
Ein Beispiel: Es gibt viele Menschen mit Übergewicht (das ist das allgemeine Problem). Eine Bachelor- oder Masterarbeit könnte untersuchen, ob eine besondere Diät zu einer Gewichtsreduktion beiträgt (das ist das spezielles Problem).
Das spezielle Problem muss so klar und überzeugend dargestellt werden, dass im zweiten Teil der Einleitung das Ziel der Arbeit begründet werden kann. Hier als Beispiel Sätze aus der Einleitung eines Buches über Literaturinterpretation:
„Die Interpretation ist in den letzten Jahren wieder in den Mittelpunkt der literaturwissenschaftlichen Reflexion gerückt. … Nicht nur zahlreiche Schriftsteller, auch Literaturwissenschaftler machen sich systematisch Gedanken über den Gebrauchswert der Literatur … Ausgangspunkt [dieses Buches] ist die Frage nach dem Nutzen der Literatur und der Literaturinterpretation … “ (Schutte, J. (1993). Einführung in die Literaturinterpretation, Stuttgart, Weimar: Verlag J. B. Metzler)
Der erste dieser Sätze ist ein guter Startsatz für eine Einleitung. Sollte es nicht jedem Leser klar sein, dass die Interpretation wieder in den Mittelpunkt gerückt ist, muss der Grund für diese Aussage genannt und durch Argumente oder Literaturhinweise belegt werden. Mit den bisherigen Erkenntnissen zur Literaturinterpretation scheint es ein Problem zu geben, weshalb sich viele Personen Gedanken machen (dieses Problem müsste genannt und erklärt werden). Deshalb ist das Ziel des Buches die Frage nach dem Nutzen der Literatur neu zu beantworten.
"Einleitung
Hier wird der Rahmen abgesteckt und der Hintergrund der Studie beschrieben - was ist bereits über das Thema bekannt, welche Wissenslücken gibt es und wie wird die vorgeschlagene Studie dazu
beitragen." (https://oxfordmedicine.com/view/10.1093/med/9780198599661.001.0001/med-9780198599661-chapter-004,
10.03.21)
Bei einer Dissertation muss die Darstellung des Problems mit einigen Literaturhinweisen belegt werden, weil eine wissenschaftliche Arbeit immer am Stand des Wissens anknüpft und dann versucht neue Erkenntnisse hinzuzufügen.
„Wenn ein Autor eine systematische Literaturrecherche vornimmt, stellt er eine klare Frage, sammelt alle relevanten Informationen (in welcher Sprache auch immer, veröffentlicht oder unveröffentlicht), verwirft das wissenschaftlich schwache Material, fasst die verbleibenden Informationen zusammen und zieht dann eine Schlussfolgerung. Die Durchführung einer solchen Recherche ist eindeutig eine wichtige Aufgabe, aber idealerweise sollten Sie dies tun, bevor Sie eine neue Studie beginnen. … In der Einleitung sollten Sie einen kurzen Bericht über die Literaturrecherche einfügen. Die Leserinnen und Leser werden dann voll und ganz verstehen, wie Ihre Studie zu dem bisher Gesagten passt und warum sie wichtig ist.“ (Hall, G. (2003). How to Write a Paper, London: BMJ Publishing Group, S. 8-9)
Eine systematische Literaturrecherche findet alle wichtige Literatur zu einer Forschungsfrage, aber ...
"Die Einleitung darf keine ausführliche Literaturübersicht enthalten. Zitieren Sie nur die Referenzen, die für die Begründung Ihrer vorgeschlagenen Studie wesentlich sind. Drei Zitate aus verschiedenen Gruppen reichen in der Regel aus, um die meisten Gutachter davon zu überzeugen, dass eine Tatsache 'bekannt' oder 'anerkannt' ist ..." (Hall, G. (2003). How to Write a Paper, London: BMJ Publishing Group, S.2)
Auch bei einer Bachelor- oder Masterarbeit kann die allerwichtigste Literatur in der Einleitung genannt werden. Später, wenn der neueste Forschungsstand in dem Kapitel zur Theorie dargestellt wird, muss die relevante Literatur dargestellt werden. (In einem Artikel über eine empirische Studie folgt auf die Einleitung unmittelbar der Methodenteil. Bei einer Dissertation und einer Bachelor- oder Masterarbeit befindet sich zwischen der Einleitung und dem Methodenteil der Theorieteil, siehe auf Learn-Study-Work "Die wissenschaftliche Gliederung".)
Bearbeitet die Arbeit ein Thema, über das aktuell nicht diskutiert wird, dann kann das Thema trotzdem wichtig sein für eine kleine Gruppe der Bevölkerung oder für eine einzelne Firma. Oder das Thema kann in der Zukunft wichtig werden und erst dann in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken.
Weitere Fragen, die in der Einleitung beantwortet werden können, sind zum Beispiel: Wie ist das Problem entstanden? Wie hat es sich im Laufe der Zeit entwickelt? Ist die Herangehenweise an das Problem bei dieser Arbeit neu? …
2. Das Ziel der Arbeit
Nach der Darstellung des speziellen Problems, welches die Arbeit bearbeiten will, soll das Ziel der Arbeit benannt und erklärt werden. Das Ziel der Arbeit ist es zur Lösung dieses Problems beizutragen. Wurde das Problem im ersten Teil der Einleitung klar beschrieben, kann das Ziel der Arbeit überzeugend abgeleitet werden.
Das Ziel kann als Aussage formuliert werden: „Das Ziel der Arbeit ist … “ oder als Frage: „Das Ziel der Arbeit ist es, die folgende Frage (Forschungsfrage) zu beantworten: …. ?“ Zur Lösung des Problems kann auch eine These aufgestellt werden, die durch die Arbeit bewiesen werden soll.
Das Thema der Arbeit ist der Hauptgedanke oder der Hauptgegenstand, um den es in der Arbeit geht. Ein Ziel ist ein gewünschtes zukünftiges Resultat, welches genau bestimmt ist in Bezug auf den Inhalt, den Umfang und die Zeit. (Inhalt: was soll erreicht werden?, Umfang: wieviel davon?, Zeit: wann soll es erreicht sein?) Entsprechend dieser Definition muss das Ziel der Arbeit präzise formuliert werden. Mit einer schwammigen Zielformulierung wird ein Leser (der Betreuer) nicht zufrieden sein.
Bei den meisten wissenschaftlichen Arbeiten, und auch bei Bachelor- oder Masterarbeiten, sind die zur Verfügung stehende Zeit und der Umfang der Arbeit begrenzt, so dass auch das Ziel begrenzt sein muss. Bei einigen Bachelor- oder Masterarbeiten gehört die Eingrenzung des Ziels mit zur Aufgabenstellung. In solch einem Fall sollte die Eingrenzung zusammen mit dem Ziel erklärt werden.
3. Die Vorgehensweise der Arbeit
Viele Richtlinien fordern, dass eine wissenschaftliche Einleitung nur die Hintergrundinformationen und die Zielsetzung der Arbeit beinhaltet:
"Einleitung
Hintergrund/Begründung ... Erläutern Sie den wissenschaftlichen Hintergrund und die Begründung für die Untersuchung, über die berichtet wird.
Zielsetzung ... Nennen Sie die spezifischen Ziele, einschließlich vorgegebener Hypothesen" (STROBE checklist for reporting observational studies: https://strobe-statement.org/fileadmin/Strobe/uploads/checklists/STROBE_checklist_v4_combined.pdf,
24.04.21)
Es ist eine Frage der Wahl, ob am Ende der Einleitung kurz die prinzipielle Vorgehensweise der Arbeit genannt wird. Meiner Meinung nach hilft dies dem Leser zu entscheiden, ob er die ganze Arbeit lesen will. Die ausführliche Beschreibung der Vorgehensweise steht später im Kapitel "Methoden".
"Geben Sie das Design der Studie an, aber nicht die Schlussfolgerung
Dies ist eine Frage der Wahl, aber ich habe die Autoren gebeten, am Ende der Einleitung eine Ein-Satz-Beschreibung ihrer Studie zu geben. Die letzte Zeile könnte lauten:
Wir führten deshalb eine doppelblinde randomisierte Studie mit 10-jähriger Nachbeobachtung durch, um festzustellen, ob ..." (Smith, R. in Hall, G.
(2003). How to Write a Paper, London: BMJ Publishing Group, S. 13)
"Wir empfehlen, Schlüsselelemente des Studiendesigns früh im Methodenteil (oder am Ende der Einleitung) darzustellen, damit die Leser die Grundlagen der Studie verstehen können." (Vandenbroucke JP, von Elm E, Altman DG, Gøtzsche PC, Mulrow CD et al. (2007) Strengthening the Reporting of Observational Studies in Epidemiology (STROBE): Explanation and Elaboration. PLoS Med 4(10): e297)
(Richtlinien zum Schreiben eines wissenschaftlichen Artikels sind die "Anweisungen für Autoren" (instructions to authors) von wissenschaftlichen Zeitschriften und Leitlinien für wissenschaftliche Artikel über Studien. Zum Beispiel: Eine Liste von Leitlinien für die Berichterstattung medizinischer Studien, die vom EQUATOR-Netzwerk empfohlen werden, finden Sie hier.)
Die Einleitung soll also eine kurze Darstellung enthalten, die erklärt, wie vorgegangen werden soll, um das Ziel der Arbeit zu erreichen. Es gibt Betreuer, die damit nicht einverstanden sind. Deshalb ist es ratsam, den Betreuer nach einer Bachelor- oder Masterarbeit zu fragen, die er mit "sehr gut" bewertet hat und deren Gliederung und Stil als Vorbild dienen kann.
Nach der Darstellung der Vorgehensweise kann der Aufbau der Arbeit (Kapitel für Kapitel) erklärt werden. Bei einer normalen Gliederung der Arbeit halte ich persönlich solch eine Erklärung für überflüssig, da sich der Leser anhand des Inhaltsverzeichnissen einen guten Überblick verschaffen kann. Das Inhaltsverzeichnis als Text zu lesen, kostet dem Leser nur Zeit und bringt ihm keinen Vorteil. Ein aussergewöhnlicher Aufbau der Arbeit muss natürlich an dieser Stelle erklärt werden.
Auch zur Darstellung des Inhalts der Arbeit in der Einleitung gibt es unterschiedliche Ansichten, weshalb in einem gültigen Merkblatt des Studienganges zur Bachelor-/ Masterarbeit nachgesehen oder der Betreuer gefragt werden sollte.
Wie trifft ein potentieller Leser die Entscheidung, ob er die Arbeit ganz lesen will oder nicht? Als erstes liest er den Titel, dann die Zusammenfassung (das Abstract), das Inhaltsverzeichnis und die Einleitung. In welcher Reihenfolge die letzten drei gelesen werden hängt von der persönlichen Vorliebe oder der speziellen Fragestellung des Lesers ab.
Die Einleitung nimmt dabei eine besondere Stellung ein, denn aus ihr lassen sich Rückschlüsse ziehen auf die Arbeitsweise der Autorin bzw. des Autors. Wer durchdacht und sorgfältig arbeitet, wird keine „wirre“ oder langweilige Einleitung schreiben. Eine Einleitung ist langweilig, wenn sie nur im Allgemeinen bleibt und Behauptungen aufstellt, die nicht erklärt werden. Besonders langweilig ist, wenn sie zu lang ist und unnötige Aussagen enthält (siehe auf Learn-Study-Work auch "Die Einleitung eines Textes").
Bei einer guten Einleitung wird eine potentielle Leserin denken: Wer so schreiben kann, dessen Arbeitsergebnisse sind vertrauenswürdig (Ausnahmen bestätigen die Regel). Da aber nicht jede Person schreibbegabt ist, gilt der Umkehrschluss nicht: Trotz schlechter Einleitung kann es sich um eine gute Arbeit handeln.
Wenn ich eine gute Einleitung schreiben will, sollte ich bei 5 – 10 fertigen Abschlussarbeiten die Einleitung durchlesen. So sehe ich selber, wie angenehm eine klare und kurze Einleitung ist und dass ich mich bemühen sollte, eine solche zu schreiben (hoffentlich war eine gute dabei).
Die Arbeiten werden geschrieben für interessierte Fachleute des jeweiligen Fachgebietes. Das heißt, schon die Kommilitoninnen und Kommilitonen, die mit der Autorin oder dem Autor in ihrem Abschlusssemester sind, müssen die Arbeit verstehen und nachvollziehen können. Deshalb sollten spezielle Fachbegriffe in der Einleitung nur dann benutzt und definiert werden, wenn dies zur Erklärung des Problems, des Ziels oder der Vorgehensweise unbedingt notwendig ist. Solche speziellen Fachbegriffe werden normalerweise im theoretischen Hauptteil der Arbeit definiert und erklärt.
Die Länge der Einleitung hängt ab von dem Umfang der Arbeit. Bei einer Arbeit mit 40 Seiten (ohne Anhänge) sollte die Einleitung nicht länger sein als eine oder anderthalb Seiten. Bei einer Arbeit mit 80 Seiten sollte die Einleitung nicht länger als 2 Seiten sein. Eine kurze Einleitung macht auf die Leser einen guten Eindruck. Sie darf aber nicht zu kurz sein, denn sonst hat sie keine Aussagekraft.
Oft gibt es für den betreffenden Studiengang ein Merkblatt, in dem die formalen Anforderungen (auch für die Länge der Einleitung) an die Bachelor- oder Masterarbeit stehen. Im Zweifelsfall ist immer der Betreuer zu fragen, wenn es z. B. außergewöhnliche Gründe gibt, eine längere Einleitung zu schreiben.
Gute „Schreiber“ wissen, dass das Schreiben eines Textes ein Prozess ist der Zeit benötigt. Ein Text muss mehrmals überarbeitet werden bevor er "perfekt" ist. Schon wenn ich an meiner Bachelor– oder Masterarbeit arbeite (z. B. Versuche durchführe/Literatur lese), sollte ich immer daran denken, wie ich das später aufschreibe. Schlechte „Schreiber“ beginnen erst mit dem Nachdenken über das Schreiben, wenn sie damit anfangen wollen.
Ein Entwurf der Einleitung sollte gleich am Anfang geschrieben werden, denn je klarer das Problem, das Ziel und deren Hintergründe sind, umso zielgerechter kann die Arbeit durchgeführt werden. Das Schreiben eines Entwurfes dürfte dann nicht länger als eine Stunde dauern, denn er muss ja nicht schön ausformuliert werden.
"Die Einleitung sollte kurz sein und muss klar die Frage benennen, die Sie in der Studie zu beantworten versucht haben. ... Dennoch scheinen manche Studien ein Eigenleben zu entwickeln, und die ursprünglichen Ziele können leicht vergessen werden. Ich finde es nützlich, die Mitarbeiter von Zeit zu Zeit zu fragen, welche Frage wir zu beantworten hoffen. Wenn ich keinen kurzen klaren Satz als Antwort erhalte, dann läuten bei mir die Alarmglocken." (Hall, G. (2003). How to Write a Paper, London: BMJ Publishing Group, S. 2)
In einem Einleitungsentwurf kann natürlich nur das geplante Vorgehen beschrieben werden. Vor Abgabe der Arbeit muss die Einleitung gründlich überarbeitet werden: Inhaltlich, weil sich der Kenntnisstand inzwischen vertieft hat und weil die Arbeit eventuell anders durchgeführt wurde als geplant. Stilistisch, damit die Einleitung auf den Leser einen guten Eindruck macht.
"Viele Forschungsgruppen schreiben die Einleitung zu einer Arbeit, bevor die Arbeit begonnen wird, aber man darf niemals die einschlägige Literatur ignorieren, während die Studie läuft." (Hall, G. (2003). How to Write a Paper, London: BMJ Publishing Group, S. 2)
Den Entwurf einer Einleitung schreibe ich, nachdem ich die Arbeit mit meinen Betreuer durchgesprochen habe oder weil ich eine Arbeit mit diesem Thema einem möglichen Betreuer vorschlagen will (in diesem Fall handelt es sich dann um ein Exposé).
Im ersten Fall muss das Besprochene nur aufschreiben. Wenn mir das schwer fällt, gibt es noch Unklarheiten, die ausgeräumt werden müssen. Genau das ist der Sinn, weshalb ich diesen Entwurf schreibe.
Es kann sein, dass mir das Formulieren von Sätzen schwer fällt, da ich im Verlauf meines Studiums das Schreiben von Texten nicht geübt habe. Dann sollte ich in fertigen Bachelor- oder Masterarbeiten nachsehen, wie andere ihre Einleitung geschrieben haben. Ausserdem muss der Entwurf nicht schön ausformuliert werden, denn vor der Abgabe der Arbeit muss er sowieso noch einmal überarbeitet werden (s.o.).
Um den Entwurf der Einleitung fachgerecht schreiben zu können, muss ich mir einen Überblick über die relevante Literatur verschaffen. Es geht darum, 2 – 3 gut passende Texte zu finden, auf deren Grundlage ich Ideen entwickeln kann, um die Wichtigkeit meiner Arbeit zu begründen. Eine Begründung, die der Leser schon kennt, weil sie auf Allgemeinwissen beruht, wäre langweilig. Der Trick ist, die 2 - 3 guten Texte als Vorbild zu nehmen und so mit meinen eigenen Ideen zu kombinieren, dass ein neuer Text entsteht, der möglichst besser ist als die Vorbilder (ein Vorbild nur mit wenigen Änderungen zu übernehmen, wäre ein Plagiat).
Ob ich eine Literaturstelle in der Einleitung als Quelle angebe hängt davon ab, ob ich ihre Ideen und Formulierungen ohne große Veränderung übernehme (Angabe notwendig) oder ob ich sie nur als Grundlage für meine eigenen Ideen verwende (keine Angabe notwendig).
Ummeine "Vorbilder" zu finden, muss ich also eine Literaturrecherche durchführen (siehe auf Learn-Study-Work "Die Literatur suchen"):
Zuerst schaue ich im Online-Katalog meiner Bibliothek nach, ob es zu meinem Thema wichtige Bücher gibt, die ich mir „sichern“ muss. Das Gleiche mache im „Karlsruher Virtuellen Katalog“, denn eine eventuell notwendige Fernleihe kostet Zeit. Ich merke mir die Autoren interessanter Bücher, weil diese Namen im Verlauf meiner Recherche eventuell noch nützlich sein könnten.
Zur Vorbereitung meiner Suche im Internet lege ich mir auf meinem Computer einen Ordner an (z. B. „Einleitung-Datum“) mit zwei Unterordnern: „gut“ und „sehr gut“. In den Unterordnern werde ich meine Treffer speichern.
Danach suche ich kurz mit einer Suchmaschine im Internet, um einen Überblick zu bekommen, was es dort zu meinem Thema gibt. Dann wechsele zu einer wissenschaftlichen Suchmaschine z. B. „Google Scholar“. Mit ihr will ich herausfinden, wer das Problem meiner Arbeit schon erforscht hat (ich versuche den Stand der Forschung herausfinden, was ich für das Theorie-Kapitel meiner Arbeit sowieso tun muss).
In „Google Scholar“ gebe ich eine Kombination von zwei Begriffen (Suchwörtern) ein, die mein Problem beschreiben. Dann starte ich die Suche und sehe mir die Treffer an. Dabei konzentriere ich mich auf die Artikel, deren Voll-Text frei zugänglich ist (deren Zahl ist höher, wenn mein Computer im Netz meiner Hochschule eingelockt ist). Diese Artikel „überfliege“ ich, um mich dann zu entscheiden: uninteressant oder speichern im Ordner „gut“ (weil er mein Thema nur am Rande behandelt oder weil er erst später interessant werden könnte) oder speichern im Ordner „sehr gut“. Beim Überfliegen achte ich auf besondere Fachausdrücke oder Begriffe. Vielleicht finde ich neue Suchwörter, mit denen ich besser suchen kann.
Wenn ich einen sehr guten (oder auch nur guten) Artikel gefunden habe, führe ich eine Rückwärtssuche durch (welche interessante Literatur wird in dem Artikel zitiert, siehe seine Literaturliste) und eine Vorwärtssuche durch (wer hat diesen Artikel zitiert, „zitiert von:“). Ich kann auch nach „ähnlichen Artikeln“ suchen. (Bei „Google Scholar“ gibt es die entsprechenden Button.)
Habe ich längere Zeit gesucht, mache ich erst einmal eine Pause. Dann lese ich die Artikel in dem Ordner „sehr gut“ genau durch, ob ich dort eine Idee für meinen Einleitungsentwurf finden kann. Habe ich keinen Erfolg, kann ich mir noch die Artikel im Ordner „gut“ ansehen oder weitersuchen, wobei ich weitere Kombinationen von Suchwörtern ausprobiere.
Kann ich dann immer noch kein passendes Vorbild für meine Einleitung finden, würde das bedeuten, dass noch niemand zu dem Thema meiner Arbeit geforscht hat. Es stellt sich die Frage: Warum hat dazu noch niemand geforscht? Oder: Wenn doch, warum ist es für mich so schwer diese Forschungsergebnisse zu finden? Auch die Antwort auf eine dieser Fragen kann eine Begründung für die Wichtigkeit meiner Arbeit sein und ich könnte sie in meiner Einleitung verwenden. Interessant wäre dann natürlich die Meinung meines Betreuers.
Wenn ich im Laufe meiner Arbeit weitere Literaturrecherchen durchführe, sollte ich dabei immer auch an meine Einleitung denken.
Lesen Sie auf Learn-Study-Work auch "Wie einen guten und verständlichen Text schreiben", "Thema und Betreuer wählen", "Die Literatur suchen", "Was sind wissenschaftliche Methoden" und "Die Bewertung einer Bachelor- oder Masterarbeit", "Was ist Respekt", "Wie auf respektoses Verhalten reagieren?"